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Wenn jede Minute zählt: Einblicke in einen realen Mantrailing-Einsatz

Was passiert, wenn ein geliebter Mensch plötzlich verschwunden ist? Diese Frage wurde für Mira (Name geändert) Realität, als ihr neurologisch erkrankter Vater eines sehr heissen Sommer Morgens nicht vom Spaziergang zurückkehrte.

Innerhalb weniger Stunden wurde aus Sorge ein Notfall – und wir von der hsm-Einsatzgruppe wurden gegen Abend alarmiert. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie ein solcher Einsatz abläuft, was Angehörige in Bezug auf Suchhundearbeit erwartet – und warum die Suche nach vermissten Personen Teamarbeit auf höchstem Niveau bedeutet.

 

Der Notruf – wenn Zeit zur kritischource wirden Ress

Montagabend, 17.30 Uhr. Mira ruft bei hsm-mantrailing an: Ihr Vater ist seit dem Vormittag abgängig. Die Polizei sucht seit dem frühen Nachmittag, da aufgrund der chronischen Krankheit und der hohen Temperaturen an jenem Hitzetag berechtigte Sorge um das Wohlbefinden des vermissten Vaters besteht. Bislang erfolgte der Polizeieinsatz jedoch aufgrund eingeschränkter Verfügbarkeit ohne Suchhunde. Wenige Minuten nach dem Anruf von Mira und mit weiteren Details beginnt unsere Einsatzplanung. Wir mobilisieren unser Einsatzteam, nehmen Kontakt mit der Polizei auf und organisieren den Geruchsartikel sowie den Startbereich.

 

Wichtig zu wissen

Wenn Sie vermuten, dass eine Person vermisst wird, zögern Sie nicht. Kontaktieren Sie umgehend die Polizei – und informieren Sie parallel unsere Einsatzgruppe. Je frischer die Spur, desto höher die Erfolgschancen unserer Personensuchhunde.

 

Der Ablauf vor Ort – koordiniert, professionell und hundegestützt

Beim Eintreffen am Einsatzort setzen unsere Teams die speziell ausgebildeten Mantrailer-Hunde an einem Geruchsartikel des Vermissten an. Jeder Hund arbeitet individuell und wird flankiert, jedoch immer strategisch und koordiniert durch die Einsatzleitung.

In Miras Fall wurden nacheinander mehrere Hundeteams eingesetzt – mit zunehmender Präzision und intensiven Reaktionen an einem bestimmten Waldabschnitt. Die Spur war eindeutig: Alle Hunde zeigten denselben Waldspickel – ein gutes Zeichen. Mittlerweile waren die Temperaturen auch etwas gesunken, sodass die Polizei mit Drohnen fliegen konnte.

 

Die erfolgreiche Auffindung – dank Intuition, Erfahrung und Teamarbeit

Gegen 21.30 Uhr – nach mehreren Stunden intensiver Suche – entdeckte die Polizei mithilfe einer Wärmebildkamera eine Person in jenem Waldstück, das unsere Hunde zuvor eindeutig eingekreist hatten. Das Gelände war dicht mit Dornen überwachsen, das Vorankommen entsprechend mühsam. Gemeinsam mit der Polizei tasteten wir uns vorsichtig voran. Plötzlich vernahm eine Person unseres Teams eine Stimme aus dem Dickicht. Sie bahnte sich behutsam den Weg durch das Gestrüpp – und fand Mira's Vater: ansprechbar, aber erschöpft, stark dehydriert, gezeichnet von seiner Krankheit und orientierungslos, mehrere Meter abseits des nächsten Pfades. Zur Bergung wurden die Feuerwehr sowie ein medizinisches Notfallteam hinzugezogen. 

 

Was bleibt

Dank dem Input der Angehörigen, das private Suchhunde-Rettungsteam aufzubieten, dem Zusammenspiel mit der Polizei und der Beharrlichkeit unserer Suchhundeteams, trotz fordernden Bedingungen weiterzuarbeiten, konnte dieser Einsatz erfolgreich abgeschlossen werden.

 

Interview mit Mira, der Tochter des Vermissten

Was Angehörige fühlen, wenn sie uns kontaktieren – und wie sie einen solchen Einsatz erleben, kann niemand besser schildern als sie selbst. In einem Gespräch hat Mira* ihre Eindrücke mit uns geteilt.
*Name wurde geändert.

Mira, was hat Dich dazu bewogen, zusätzlich zur Polizei unsere Einsatzgruppe zu kontaktieren?

“Zu dem Zeitpunkt als ich euch kontaktiert habe, hatte ich bereits mehrere Stunden mit meinem Hund, der meinen Vater bestens kennt, im Wald verbracht. Es waren mehrere Privatpersonen aus unserem Freundeskreis an der Suche beteiligt und auch die Polizei war sowohl uniformiert wie zivil mit mehreren Personen seit Stunden im Wald und im Dorf unterwegs. Dass ich dann am späteren Nachmittag euch angerufen habe – die Aussentemperatur war mittlerweile auf 36 Grad im Schatten angestiegen und wir Angehörigen wagten beinahe nicht mehr auf ein glückliches Ende zu hoffen - war eher meiner Verzweiflung und auch einem Gefühl des Ärgers geschuldet. Seit den Mittagsstunden wurde uns ein polizeilicher Suchhund versprochen, der aber nie eingetroffen ist. Aufgefallen war mir dies dann erst am späten Nachmittag. Auf meine Rückfrage hin wurde mir dann versprochen, der Hund träfe nun gegen 18.30 Uhr ein. Da riss mir mein Geduldsfaden. Ich realisierte erst dann, dass ich selber einen privaten Kontakt zu einer Hunde-Einsatztruppe hatte. So habe ich dann die Einsatzleitung informiert, dass ich nun selber privat Suchhunde aufbieten würde. Ab da ging alles schnell und 20 Minuten später war die private Einsatztruppe auf Platz.”

Wie war Dein erster Eindruck vom Team vor Ort?

“Das kann ich nur schwer beantworten, da ich in dieser Situation selber in einem «Tunnel» feststeckte. Ich war einfach dankbar, dass so schnell reagiert wurde und fünf private Hund-Mensch-Teams ohne Wenn und Aber vor Ort waren.”

Was hat Dir in dieser Ausnahmesituation am meisten geholfen?

“Am meisten geholfen hat mir die bedingungslose Begleitung im Suchgebiet. Die Hunde hatten alle im gleichen Waldabschnitt Spuren, am gleichen Ort hatte auch mein eigener Hund in den Nachmittagsstunden jeweils Spuren angezeigt. Ich wurde ernst genommen und ich wurde begleitet. Das gab mir persönlich Hoffnung und auch eine unglaubliche Energie, dranzubleiben und nicht aufzugeben. Ich wollte ihn finden und nicht die Nacht im Wissen verbringen, dass da draussen im Wald mein Vater liegt. Das wäre meine persönliche Horrorvorstellung gewesen.”

Wie hast Du den Moment der Auffindung erlebt?

“Unfassbar und unglaublich. Ich rechnete mit allem und hatte in den vielen Stunden am Nachmittag, die ich alleine mit meinem Hund im Wald verbracht habe, sämtliche Stufen des Abschieds bereits durchgemacht. Dann von der Polizei zu hören, dass der Punkt auf der Wärmebild-Kamera tatsächlich mein Vater ist, dass er lebt und sogar ansprechbar ist, war «überirdisch». Es fühlte sich an, wie wenn uns eine Zusatzrunde geschenkt würde, zusätzliche Lebenszeit, die wir zusammen verbringen dürfen. Das Gefühl kann ich fast nicht beschreiben.”

Was möchtest Du anderen Angehörigen mitgeben, die sich in einer ähnlichen Situation befinden könnten?

“Mit meinem Wissen heute würde ich als Angehörige viel schneller private Möglichkeiten ausloten. Damals war uns nicht bewusst, dass wir umgehend die Rega und private Suchhunde-Teams hätten aufbieten können. Als Angehöriger bist du in diesem Moment in einem Tunnel und verlässt dich zu 100% auf die Profis. Die haben auch ohne Zweifel schnell und korrekt reagiert. Was aber fehlte, war die transparente Aufklärung darüber, dass bis zu den Abendstunden gar kein Einsatzhund verfügbar war. Ebenfalls fehlte die Information, dass wir als Angehörige jederzeit die Möglichkeit gehabt hätten, auch private Einsatzkräfte (wie Rega oder eben private Suchhunde) auf unsere Kosten aufzubieten.”

Wie siehst Du die Rolle von ehrenamtlichen Suchhundeteams in der Schweiz?

“Ehrlich gesagt, waren die ehrenamtlichen Suchhundeteams in unserem Fall matchentscheidend. Durch die klare Eingrenzung des grossen Suchgebietes auf einen konkreten Waldabschnitt gestaltete sich der abendliche Einsatz der polizeilichen Wärmebild-Kameras dann sehr effizient. Nach der Dämmerung stand zunächst auch der Abbruch des Polizeieinsatzes zur Diskussion und ich bin überzeugt, dass die Beharrlichkeit der privaten Suchhundeteams dazu beigetragen hat, dass der Polizeieinsatz nicht vorzeitig abgebrochen und auf den nächsten Morgen verschoben wurde.”

Gab es rückblickend etwas, das Du zusätzlich gewünscht hättest (z.B. Aufklärung, Betreuung, Nachsorge)?

“Was ich mir wünschen würde, wäre mehr Offenheit der Profis gegenüber privaten Möglichkeiten. Das Zusammenspiel von privaten und offiziellen Einsatzkräften auf Platz verlief reibungslos und Hand in Hand. Als Zugerin ist mir klar, dass wir in einem kleinen Kanton leben und nicht immer alle Mittel – wie polizeiliche Suchhunde - uneingeschränkt verfügbar sind. Wir haben aber ergänzende private Mittel, die dazu beitragen können, ein Menschenleben zu retten. Das sollte im Vordergrund stehen und nicht wer dann letztlich ausschlaggebend für eine erfolgreiche Rettung war.”

 

Was Angehörige jetzt wissen sollten

Rufen Sie zuerst die Polizei – und dann uns.
Unsere Einsätze erfolgen nur in Absprache oder nach paralleler Information an die Behörden.

 

Geruchsartikel
Wir bitten Sie, keine Geruchsartikel parat zu legen. Wir wählen, erstellen oder vervielfältigen diese selbst. Denn ein guter Geruch ist essenziell für die Arbeit der Hunde.

 

Bleiben Sie erreichbar – und lassen Sie sich begleiten.
Emotional ist eine Vermisstensuche enorm belastend. Wir empfehlen, dass sich Angehörige durch eine Vertrauensperson begleiten lassen.

 

Wir arbeiten professionell, ehrenamtlich und diskret.
Unser Ziel ist klar: Menschenleben retten – mit Erfahrung, Respekt und Sorgfalt.

 

Aus tiefer Überzeugung im Einsatz
Wir danken Mira für ihr Vertrauen und ihre Bereitschaft, ihre Geschichte mit anderen zu teilen. Jeder unserer Einsätze zeigt: Hinter jeder vermissten Person steht ein Mensch mit Angehörigen, Hoffnung – und einer Geschichte, die nicht unbeachtet bleiben darf.

 

Wenn Sie Hilfe brauchen:

Hier klicken – Direktkontakt zur HSM Einsatzgruppe

So läuft ein Einsatz ab – Mehr erfahren

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Geruchsdifferenzierung im Mantrailing